Erfahrungen und Meinungen

Die letzten Jahre seines Lebens war mein Vater pflegebedürftig. Damals habe ich ihn mit einem Babyfon-Gerät überwacht. Er wohnte direkt nebenan, ca. 30 Meter entfernt. Bevor wir das Gerät hatten, bin ich mehrmals am Tag zu ihm gelaufen, weil ich einfach keine Ruhe hatte. Ich wusste nicht, ob es ihm gut geht und ob er vielleicht gestürzt ist. Von meinem Haus aus konnte ich sein Rufen nicht hören.

Zunächst versuchten wir es mit einem Notfallknopf, aber das hat einfach nicht funktioniert. Wenn er gefallen ist, lag er entweder auf dem Knopf und konnte nicht mehr drücken. Oder er ist öfters aus Versehen auf den Knopf gekommen und wir mussten der entsprechenden Organisation dann anschließend versichern, dass alles gut ist. Damit waren wir nicht sehr glücklich.

Deshalb entschieden wir uns für eine Art Babyfon, um ihn besser im Auge behalten zu können. Mein Bruder besorgte schließlich ein solches Gerät, inklusive Live-Bild-Übertragung und Nachtsicht-Modus. Die Kamera stand im Schlafzimmer meines Vaters, weil gerade dort die Gefahr am höchsten war, dass er beim Aufstehen stürzt. Wenn er in den anderen Räumen war, habe ich ihn zumindest noch hören können.

Natürlich haben wir das auch meinem Vater gesagt, dass wir ihn jetzt immer sehen und auf ihn aufpassen können. Er fand das auch gut. Und funktioniert hat es auch: Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass er nachts auf die Toilette gehen wollte und dabei gestürzt ist. Durch das Babyfon habe ich ihn sofort hören und ihm schnell zu Hilfe eilen können.

Als er sehr stark pflegebedürftig wurde und auch sein Gedächtnis nachgelassen hat, ließen wir ihn am Tag nie länger als ca. zwei Stunden unbewacht. Ich habe mich mit meiner Schwester abgewechselt und an manchen Tagen kamen mittags z. B. die Malteser und haben ihm Essen gebracht. Auch das habe ich dann über das Babyfon hören können. Deshalb haben wir den Pflegerinnen und Menschen, die zu ihm ins Haus gekommen sind, natürlich gesagt, dass wir ihn überwachen. Die haben das aber alle verstanden und fanden es gut.

Darüber hinaus gab es noch die Möglichkeit, das Videobild auf das Handy umzuleiten. Für Angehörige, die nicht in direkter Nähe sein können, ist dies sicherlich eine gute Alternative. Für uns hat es aber auch so gut funktioniert.

Insgesamt ging das etwa drei oder vier Jahre. In der Zeit, in der ich das Gerät direkt neben meinem Bett stehen hatte, habe ich in der Nacht vielleicht nicht so tief, aber trotzdem besser geschlafen, weil ich immer beruhigt war, dass ich ihn hören kann, wenn etwas Schlimmes passiert. Es hat auch meinen Vater beruhigt. Ich würde es jederzeit wieder so machen.

A. Kämmer-Frey (58), Berufsschullehrerin

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